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Deiferl-Blog Alles was ich auf meinen Reisen so erlebe, was mich bewegt und auch was mir durch den Kopf geht ;-)

Schattenseiten

da Deifi

Es ist nicht alles Gold was glänzt. Mir ging es wie damals im Mittelalter den Spaniern und Portugiesen: ich hab eigentlich recht wenig glänzendes Gold entdeckt.

 

Mit Abstand am meisten glänzt die Gastfreundschaft, Herzlichkeit, Offenheit und Freundlichkeit der Brasilianer. Wir Deutsche sind hier wirklich sehr beliebt. Da haben irgendwelche komischen Ergebnisse bei der Fussball-WM überhaupt keinen Einfluss auf das Verhältnis. Es macht einfach Freude mit Brasilianern in Kontakt zu kommen.

Glänzend ist auch das Essen hier in Brasilien. Soviel unterschiedliche, leckere Gerichte wie hier hab ich schon lange nicht mehr genossen. Okay, zugegeben, dafür sind die Preise in den guten Restaurants auch entsprechend hoch. Unter 30 Euro pro Person kommst da fast gar nicht raus.

 

Aber dann ist es auch schon vorbei mit glänzendem Sonnenschein, und die Schattenseiten treten mehr in den Vordergrund. Das beginnt beim Hotel, das auf den ersten Blick ganz gut ausschaut. Aber im Detail an Türen, Steckdosen, Zimmereinrichtung, Fitness-Raum, Swimming-Pool, da haperts sogar in so einem teuren 4-5 Sterne Laden schon gewaltig. Es hat wohl seine besten Jahre schon hinter sich ...etwas länger schon. Und wirklich in Schuss bringen mag es wohl auch keiner. Ich erinnere mich da nur mit Grausen an die Die Trompeten von Jericho ...äh - Sao Paulo

 

Das setzt sich fort im Straßenverkehr. Das allgemeine Erscheinungsbild ist oft eher ungepflegt und viel Müll liegt am Straßenrand. Von den verrückten Autofahrern / Rasern ganz zu schweigen - siehe Die spinnen, die Paulista .

Schmutzig war es ja auch auf dem tollen Platz bei unserer Stadtführung am 2. Sonntag meines Aufenthalts. Da hat sich auch niemand um all die Berge an Plastikmüll vor der Kathedrale und dem Gerichtspalast gekümmert - mehr Infos gibts bei Sightseeing in Sao Paulo Downtown

Die Luftverschmutzung ist zwar nicht so schlimm wie in Shanghai. Aber es ist schon deutlich zu merken, dass diese Großstadt ein echtes Problem mit dem Straßenverkehr hat. Jedes Monat bis zu 75.000 neue Fahrzeug-Zulassungen. Das sind fast 1 Million neue Autos pro Jahr. Laut Hochrechnungen dauert es nur noch ein paar wenige Jahre bis der Verkehr unter dieser Belastung komplett zum Erliegen kommt. Und am Horizont geht die Sonne auch so schön glutrot unter - Die Sonne läuft hier andersrum . Von dem stinkenden Rio Negro fang ich hier lieber nicht an. Sonst vergeht mir nur der Appetit. Sowas hat es nicht verdient Fluss genannt zu werden. Das ist eine einzige Kloake und Müllabladezone - bäh!

DSC04422.JPGPfui bäh - Reifen, Stühle, Abwasser

 

Und wenn sie dann mal untergegangen ist, wirds ratzfatz dunkel. Das dauert keine 30 Minuten. Bei dieser Sightseeing Tour hat uns ja auch unser Stadtführer eindringlich davor gewarnt, das Stadtzentrum nach Einbruch der Dunkelheit.zu besuchen. Das ist einfach für uns Ausländer nicht mehr sicher. Überall stehen ja auch (teils private) Sicherheitsdienste, in der Straßenunterführung (siehe  Sao Paulo ist anders ) oder auch im großen Einkaufzentrum (  Shopping in Sao Paulo ). Deshalb ist dieser Vorort Barueri bzw. sein Stadtteil Alphaville eigentlich schon recht sicher.

Das hab ich ja auch so geschrieben: Alles halb so wild . Und in mehreren Artikeln gab es immer wieder die o.g. Hinweise. Da hab ich kein Hehl daraus gemacht.

 

Was ich nicht so oft angesprochen hab, sind andere Aspekte des Themas 'Sicherheit'. Auch wenn man hier in Alphaville sehr gut abgesichert ist, schaut es rundherum doch anders aus. Ob sich nun ein dt. Kollege hier schon mal eine Schießerei mit Maschinenpistolen anhören musste.Oder ob eine deutschstämmige Management-Kollegin kurz vor ihrer Einstellung in der Firma, mitten im Stau in ihrem Auto ausgeraubt wurde. Es haben hier schon sehr viele recht heikle Situationen mitgemacht. Ich zum Glück hab gar nichts diesbezüglich erlebt.

Aber man muss sich nur die ärmlichen Behausungen angucken, dann weiß man was die Leute zu solchen Taten treibt. Die Bilder zeigen keine Favelas / Armenviertel. Das sind immer noch recht anständige Behausungen, da hab ich am Straßenrand schon deutlich schlimmeres gesehen, und dort leben die ganz Armen.

DSC04425   BRA 01

Mitten in Sao Paulo schaut es oft genau so aus                  oder auch direkt hinter unserer Fabrik

 

Unsere Fabrik steht in Jandira und das ist nicht unbedingt die beste Gegend um Sao Paulo. Dort sollten wir uns wohl besser auch nicht alleine rumtreiben - siehe Foto rechts oben über den Werkszaun aufgenommen. Diese 'Häuser' sind auch der Grund, warum die Straße hinter dem Werksgelände nicht fertig gebaut werden darf. Ihr wisst schon: "Gewohnheitsrecht".

Da wundert es mich nicht, dass es in so einer Gegend auch immer wieder mal zu Übergriffen und Überfällen auf Firmen kommt. Die fahren bewaffnet mit LKW vor und räumen die Lager leer. Bei uns allerdings nicht. Denn wir haben eine sehr gute Kantine, die Mittags und Abends geöffnet hat. Tja, da ist es schon seit vielen Jahren Brauch, dass alle jeweiligen Polizeistreifen vorbeikommen und hier bei uns ihr Mittagessen genießen. Genauso kostenlos wie für alle anderen Mitarbeiter auch. Hat natürlich den angenehmen Nebeneffekt, das keiner versucht auf unserem Gelände so eine krumme Tour abzuziehen.

 

WABRAS Polizei in Kantine   BRA So 01

Polizei in grau, zu Zweit und immer mit Schussweste      oder im Chinesenmarkt-Viertel als großes Rudel

 

Wer es sich leisten kann, lebt in abgeriegelten Wohngruppen, den sogenannten Condominias. Dort leben dann hinter hohen Zäunen und Mauer teils bis zu 10.000 Menschen. Wenn man dann mal jemand besuchen will, muss man sich in einer Zwischenzone erstmal anmelden, Mehrfach-Schranken, Panzerglas für das Personal und überall Kameraüberwachung.. Die Torwache erinnert schon verflixt stark an ehemalige DDR-Grenzübergänge.

Brasilien 0882   Brasilien 0889

Mit Humor lässt sich ne Kontrolle leicht aushalten          Hinter solchen Zäunen lebt der gutbetuchte Bürger hier

 

Doch insgesamt überwiegen für mich schon die positiven Erfahrungen. Die Menschen sind schon besonders freundlich. Insofern, wenn mich jemand fragen würde "fliegst nochmal rüber" würde ich wohl mit einem klaren "Ja" antworten.

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